Sport während der Chemotherapie
Diesen Blogbeitrag widme ich besonders Frau R. von der Saarländischen Krebsgesellschaft.
Bereits im ersten Gespräch mit einer Kollegin von Frau R. wurde mir empfohlen, regelmäßig walken zu gehen – so gut es während der Chemotherapie eben geht. Das trägt nicht nur zu Ihrem Wohlbefinden bei, sondern hilft auch dabei, die Nebenwirkungen zu minimieren. Also bin ich spazieren gegangen, fast jeden Tag und manchmal sogar 6-7 km. Ich wollte mich nicht unter Druck setzen, schließlich bin ich früher fast jeden Abend um den Ökosee gerannt – das sollte keine Verpflichtung mehr sein. Ich wollte einfach das tun, was mir guttat. Und das war spazieren gehen. Mir war klar, dass ich irgendwann wieder walken gehen würde, nur noch nicht jetzt. Ich war schon in Bewegung und es tat mir gut – und wer mich kennt, weiß, in welchem Tempo ich gehe.
Als ich kurz vor Ostern den Onkologen gewechselt habe, sagte er am Ende des Gesprächs: “Machen Sie jeden Tag 30 Minuten Ausdauersport und bringen Sie Ihren Puls auf 130 – kaufen Sie sich einen Pulsmesser und legen Sie los. Warum warten Sie auf die Reha?” Ich erklärte ihm meine Sichtweise und er ließ nicht locker. Ehrlich gesagt, ich gehe gerne joggen und walken – ich brauche es wirklich. Während des Gesprächs spürte ich plötzlich Energie und Motivation und als ich nach Hause kam, sprang ich sofort in meine Leggings, schnappte mir meine Nordic Walking Stöcke und ging los…
Kurz vor Ostern hatte ich meine vorletzte Chemo und bin gleich am Karfreitag wieder los gewalkt.
Wenn es mal regnet und ich drinnen bleiben will, finde ich auf YouTube jede Menge Cardio-Workouts. Das macht wirklich Spaß. Vielleicht finden die Nachbarn es ein bisschen seltsam, wenn sie gegenüber im großen Fenster jemanden sehen, der angestrengt den Schritten folgt – aber das bereitet ihnen sicherlich ein Lächeln und mir tut es gut.
Meine Nebenwirkungen haben auf jeden Fall abgenommen. Die Knochenschmerzen sind kaum noch da, mein Schlaf hat sich verbessert und mein ganzer Körper fühlt sich vitaler an – die schwere Müdigkeit ging ebenso schneller weg. Auch wenn es sich manchmal anfühlt, als hätte ich Bretter unter den Füßen, halte ich durch. Das Beste ist, mit den Stöcken habe ich Stabilität und irgendwann gehen die Nebenwirkungen weg.
Diese Erfahrung möchte ich keinesfalls missen und freue mich darauf, bald wieder mit dem Joggen anzufangen. Momentan ist mir das jedoch noch zu anstrengend. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, es lohnt sich absolut, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und mit Cardio-Training zu beginnen und das es in Zukunft einen Platz im Leben hat und genau so dazu gehört wie z.B. eine gute gesunde Ernährung.
Inzwischen stimmt mir auch mein innerer Schweinehund zu, es hat eine Weile gedauert.