… so heißt ein Programm der Saarländischen Krebsgesellschaft, dass mir unter anderem den Anstoß gab, diesen Beitrag zu schreiben.
Wenn du eine Krebsdiagnose oder die Diagnose einer anderen Krankheit bekommst, ist es wichtig, dass du dich zunächst auf die Krankheit konzentrierst und sie in den Griff bekommst. Aber wenn du dann bereit bist, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, kann das eine große Herausforderung sein. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich war 25 Jahre alt, als ich meine Diagnose bekam, und ich fragte mich damals, wie ich die nächsten Monate überleben sollte. In diesen Monaten habe ich nur noch funktioniert. Aber dann kam irgendwann der Tag, an dem mir klar wurde: Ich will wieder arbeiten gehen! Und so habe ich mich auf die Suche nach einer Lösung gemacht – obwohl ich wusste, dass es nicht leicht sein würde. Aber ich habe es geschafft! Und heute möchte ich meine Geschichte erzählen und anderen Menschen Mut machen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Ich bin keine Psychologin oder Therapeutin – aber in meinem Leben habe ich viele Schicksalsschläge verarbeitet und gelernt, damit umzugehen. Was ich möchte, ist zu motivieren: Weitermachen! Denn mit der Arbeit kannst du dir Selbstwertgefühl und Anerkennung zurückholen – etwas, was in der Krankheitsphase oft verloren geht.
Ich habe damals mit 15 Frauen in einem großen Raum zusammengearbeitet. Überstunden und Wochenenddienst waren bei uns völlig normal. Ich bekam eine Wiedereingliederung von der Krankenkasse und durfte mit 3 Stunden anfangen zu arbeiten. Nur ehrlich, meine Kolleginnen wussten nichts mit mir anzufangen. Da stand ein Häufchen Elend… heute weiß ich, dass ich von keinem Mitmenschen verlangt kann, zu wissen, wie man mit krankheitsbedingten Einschränkung umgeht. Heute als Chefin weiß ich jedoch die Aufgabe zu haben, das Team auf diese Situation vorzubereitet und im Team darüber gesprochen werden muss – Dinge die es alles damals bei uns im medizinischen Labor nicht gab. Es dauerte nicht lange bis die Eifersucht sich breitmachte – schließlich war ich ja etwas besonderes – besonders in der Phase als ich wieder in Vollzeit arbeitete; da ich nun keine Überstunden oder Wochenenddienste mehr abzuleisten hatte / durfte von meinem Arzt aus.
Ich befand mich in einer Phase meines Lebens, in der ich auf der einen Seite körperlich auf mich achten wollte und auf der anderen Seite mit Eifersucht und Mobbing zu kämpfen hatte. Es war schwer für mich, aber ich habe die Kraft gefunden, um loszugehen und etwas zu ändern. Die Situation auf der Arbeit wurde für mich unerträglicher; keiner sprach mehr mit mir und ich war immer diejenige, die alle Fehler machte. Aber dann traf ich eine Kollegin, mit der ich mich anfreundete, und sie half mir zu verstehen, was bei mir los war. Wir waren beide sprachlos über die Situation. Irgendwann war klar: Ich musste da raus und ich wollte einen anderen Beruf. Also machte ich den Schritt in die Ungewissheit – obwohl das damals nicht leicht war, weil ich alleine in Hamburg lebte und mein damaliger Ex-Freund in Paderborn und mich in meinem Umfeld sonst niemand unterstützte. Für mich ist Arbeit nicht nur ein Job; meine Arbeit soll mir Zufriedenheit und Erfüllung bringen. Und natürlich will ich damit auch Geld verdienen. Ich will keinen Job machen, der mich unglücklich macht oder bei dem ich nur Routineaufgaben habe und keine Abwechslung habe. Aufstiegschancen gab es keine – nein mein Lebenlang im Labor stehen und zu wissen, was ich in einer Stunde machen muss. Das war noch nie meins…
Also machte ich mich auf die Suche nach einer Umschulung. Ich fand sie – ich fragte mich überall durch, Krankenkasse, Arbeitsamt, Rentenversicherung – lernte Leute kennen, die mich einfach nur anschrien und lernte Leute kennen, die es gut mit mir meinten. Auf jeden Fall habe ich es gepackt – ich hab mich durchgekämpft – mittlerweile bin ich seit 16 Jahren selbstständig und hab ein Team von 10 Leuten.
In schwierigen Phasen habe ich gelernt, dass die Arbeit mich ablenkt und mir selbtswert gibt. Mir wurde schnell bewusst, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte. Die Arbeit lenkt mich von meinen Sorgen ab und gibt mir ein Gefühl der Wertschätzung.
Es gibt viele Vorteile, Webdesignerin, Projektleiterin, Chefin, SEO-Managerin und Social-Media-Managerin zu sein. Einer der größten ist die Flexibilität bei der Arbeitszeit. Ich kann arbeiten, wann ich will – ob um 23 Uhr oder 9 Uhr. Wichtig ist nur, dass die Projekte fertig sind und der Kunde zufrieden ist mit dem Ergebnis. Dies bedeutet für mich auch, dass ich in meinem Job glücklich bin. Ich habe Abwechslung, verschiedene Kunden und Branchen, die unterschiedlichsten Aufgaben und vor allem ganz ganz wenig Routine. Das ist es, was ich an meinem Job liebe! Jeden Tag ist anders und ich lerne immer wieder Neues dazu.
Wenn ich dann meine Taten und Ergbenisse sehe und das Gedanken Karussell sich beruhigte, konnte ich wieder strahlen und war glücklich. Ich bekam einen Selbstwert und das Beste: ich wurde Gesund. So wie man bei meiner Erkrankung gesund werden kann. Ich habe Menschen um mich, aber kann mich auch im Büro verkriechen, wenn es mir danach ist.
Ich finde es wichtig, dass man sich nach einer Krankheit den Job und Arbeitgeber sucht, bei dem man sich wohl fühlt. Die Krankheit verändert etwas in einem, was man nicht in Worte fassen kann. Es ist einfach nur etwas anders…
Die Selbstständigkeit ist genau das Richtige für mich. In den letzten Jahren habe ich viele steinige Phasen durchgemacht, aber ich habe Freunde gehabt – ganz besonders Vecchio, die an meiner Seite standen. Und Steine im Weg machen dich nur stärker. Manchmal musst du einen Umweg machen, um zu erkennen, was du nicht willst. Aber danach weißt du es umso besser.
Inzwischen weiß ich: Der nine to five Job war schlimmer und setzte mich mehr unter Druck als meine Selbstständigkeit. Jetzt bin ich keinem mehr Rechenschaft schuldig – das Gefühl gibt mir Kraft und Ruhe.
Ich möchte euch motivieren, auf eure Gefühle zu hören und den Weg zu gehen, der für euch sinnvoll ist – auch wenn er vielleicht nicht der einfachste ist. Es ist wichtig, dass ihr etwas tut, was für euch Bedeutung hat. Ich weiß selbst, wie anstrengend es sein kann, wenn man etwas tun soll, was man als sinnlos empfindet. Also lasst uns anpacken und loslegen – auch wenn unsere Umgebung uns vielleicht nicht immer versteht. Bleib bei dir selbst und steh zu dir – das macht dich gesund.